Der Fluss
Aus »Ich pflanze ein Lächeln« von Thich Nhat Hanh.
Einst suchte ein schöner Fluss seinen Weg durch die Hügel, Wälder und Wiesen. Er begann als fröhlicher Wasserstrahl, als Quelle, die tanzend und singend den Berg hinablief.
Damals war er sehr jung, und als er das Flachland erreichte, verlangsamte sich sein Lauf. Er dachte daran, zum Ozean zu reisen. Als er größer wurde, lernte er, schön zu sein, und wand sich anmutig durch die Hügel und Wiesen.
Eines Tages bemerkte er die Wolken in sich selbst, Wolken mit allen möglichen Farben und Formen. Damals machte er nichts, als Wolken nachzujagen. Er wollte eine Wolke besitzen, sie für sich haben. Doch die Wolken schweben und ziehen über den Himmel und verändern ständig ihre Form. Manchmal sehen sie wie ein Mantel aus, dann wieder wie ein Pferd. Der Fluss litt stark, weil sich in den Wolken die Natur der Unbeständigkeit so deutlich zeigte. Vergnügt und fröhlich war er nur noch, wenn er den Wolken nachjagte, einer nach der anderen, und so ergriffen Verzweiflung, Wut und Hass von seinem Leben Besitz.
Dann kam einmal ein starker Wind und blies alle Wolken vom Himmel fort. Der Himmel wurde völlig leer. Unser Fluss dachte sich, das Leben sei nicht mehr lebenswert, weil es keine Wolken mehr gab, denen er nachjagen konnte. Er wollte sterben. Wieso soll ich noch leben, wenn es keine Wolken mehr gibt? Aber wie kann sich ein Fluss das Leben nehmen?
In jener Nacht hatte der Fluss Gelegenheit, zum ersten Mal zu sich selbst zurückzukehren. Er war so lang etwas nachgelaufen, das sich außerhalb von ihm befand, dass er sich selbst nie gesehen hatte. In jener Nacht hatte er zum ersten Mal Gelegenheit, das eigene Rufen zu hören, die Geräusche des Wassers, das gegen die Ufer schlug. Weil er seiner Stimme zuhören konnte, entdeckte er etwas sehr Wesentliches.
Er erkannte, dass das, wonach er Ausschau hielt, schon in ihm war. Er fand heraus, dass Wolken nichts als Wasser sind. Wolken werden vom Wasser geboren und kehren zu ihm zurück. Und der Fluss sah, dass auch er aus Wasser ist.
Als die Sonne am nächsten Morgen am Himmel stand, entdeckte der Fluss etwas Schönes. Er sah zum ersten Mal den blauen Himmel. Er hatte ihn noch nie bemerkt. Er hatte sich bloß für Wolken interessiert, und ihm war der Himmel entgangen, die Heimat aller Wolken. Wolken sind unbeständig, doch der Himmel bleibt sich gleich. Er begriff, dass der unermessliche Himmel von Anbeginn in seinem Herzen gewesen war. Diese tiefe Einsicht brachte ihm Frieden und Glück. Der Fluss sah den weiten, wundervollen Himmel und wusste, dass ihm Frieden und Beständigkeit nie verloren gehen würden.
Am Nachmittag kehrten die Wolken zurück, doch diesmal wollte der Fluss nicht eine einzige besitzen. Er konnte die Schönheit jeder Wolke sehen und sie alle willkommen heißen. Wenn eine Wolke vorüberzog, grüßte er sie oder ihn aus vollem, gütigen Herzen. Wenn die Wolke weiter wollte, winkte er ihr oder ihm glücklich und aus vollem, gütigen Herzen nach. Er erkannte, dass alle Wolken er selbst sind. Er musste sich nicht für die Wolken oder sich selbst entscheiden. Zwischen ihm und den Wolken waren Frieden und Harmonie.
An jenem Abend geschah etwas Wunderbares. Als der Fluss sein Herz vollkommen dem Abendhimmel öffnete, empfing er das Bild des Vollmondes – schön, rund, wie ein Juwel in seinem Innern. Er hatte nie gedacht, dass er ein so schönes Bild empfangen könne. Es gibt ein wunderschönes chinesisches Gedicht:
Der neue und schöne Mond zieht über den äußerst leeren Himmel.
Wenn die Geist-Flüsse der Lebewesen frei sind,
wird sich das Bild des schönen Mondes in jedem von uns spiegeln.
So sann der Fluss in diesem Augenblick. Er empfing das Bild des schönen Mondes im Herzen, und Wasser, Wolken und Mond nahmen sich an den Händen und übten die Meditation im Gehen, langsam, langsam zum Ozean hin.
Es gibt nichts, dem nachzujagen wäre. Wir können zu uns selbst zurückkehren, unseren Atem genießen, unser Lächeln, uns selbst und unsere schöne Umgebung.
Die Geschichte von dem Marmeladenglas und den zwei Bier
Wenn Du dich überfordert fühlst, wenn 24 Stunden an einem Tag nicht mehr reichen, dann erinnere Dich an die Geschichte von dem Marmeladenglas und den zwei Bier.
Ein Professor der Philosophie stand vor seinem Kurs und hatte ein kleines Experiment vor sich aufgebaut: Ein sehr großes leeres Marmeladenglas und drei geschlossene Kisten. Als der Unterricht begann, öffnete er die erste Kiste und holte daraus Golfbälle hervor, die er in das Marmeladenglas füllte. Er fragte die Studenten, ob das Glas voll sei. Sie bejahten es.
Als Nächstes öffnete der Professor die zweite Kiste. Sie enthielt M&Ms. Diese schüttete er zu den Golfbällen in das Glas. Er bewegte den Topf sachte und die M&Ms rollten in die Leerräume zwischen den Golfbällen. Dann fragte er die Studenten wiederum, ob der Topf nun voll sei. Sie stimmten zu.
Daraufhin öffnete der Professor die dritte Kiste. Sie enthielt Sand. Diesen schüttete er ebenfalls in den Topf zu dem Golfball-M&M-Gemisch. Logischerweise füllte der Sand die verbliebenen Zwischenräume aus. Er fragte nun ein drittes Mal, ob der Topf nun voll sei. Die Studenten antworteten einstimmig »ja«.
Der Professor holte zwei Dosen Bier unter dem Tisch hervor, öffnete diese und schüttete den ganzen Inhalt in den Topf und füllte somit den letzten Raum zwischen den Sandkörnern aus. Die Studenten lachten.
»Nun«, sagte der Professor, als das Lachen nachließ, »ich möchte, dass Sie dieses Marmeladenglas als Ihr Leben ansehen. Die Golfbälle sind die wichtigen Dinge in Ihrem Leben: Ihre Familie, Ihre Kinder, Ihre Gesundheit, Ihre Freunde, die bevorzugten, ja leidenschaftlichen Aspekte Ihres Lebens, welche, falls in Ihrem Leben alles verloren ginge und nur noch diese verbleiben würden, Ihr Leben trotzdem noch erfüllen würden.«
Er fuhr fort: »Die M&Ms symbolisieren die anderen Dinge im Leben wie Ihre Arbeit, ihr Haus, Ihr Auto. Der Sand ist alles Andere, die Kleinigkeiten.«
»Falls Sie den Sand zuerst in das Glas geben,« schloss der Professor, »hat es weder Platz für die M&Ms noch für die Golfbälle. Dasselbe gilt für Ihr Leben. Wenn Sie all Ihre Zeit und Energie in Kleinigkeiten investieren, werden Sie nie Platz haben für die wichtigen Dinge. Achten Sie zuerst auf die Golfbälle, die Dinge, die wirklich wichtig sind. Setzen Sie Ihre Prioritäten. Der Rest ist nur Sand.«
Einer der Studenten erhob die Hand und wollte wissen, was denn das Bier repräsentieren soll.
Der Professor schmunzelte: »Ich bin froh, dass Sie das fragen. Das zeigt Ihnen, egal wie schwierig Ihr Leben auch sein mag, es ist immer noch Platz für ein oder zwei Bier.«
Die Pinguin-Geschichte oder wie es ist in seinem Element zu sein
Aus »Glück kommt selten allein« von Dr. Eckart von Hirschhausen.
Diese Geschichte ist mir tatsächlich genau so passiert. Vor Jahren wurde ich als Moderator auf einem Kreuzfahrtschiff engagiert. Da denkt jeder: »Tolle Sache.« Das dachte ich auch, bis ich auf das Schiff kam. Dort merkte ich leider schnell: Ich war, was das Publikum betraf, auf dem falschen Dampfer. Die Gäste hatten sicher einen Sinn für Humor. Ich hab ihn nur in den zwei Wochen nicht gefunden. Aber noch schlimmer: Seekrankheit kennt keinen Respekt vor der Approbation. Kurz gesagt – ich war auf der Kreuzfahrt kreuzunglücklich.
Endlich, nach drei Tagen auf See, fester norwegischer Boden. Ich ging in den Zoo. Oder besser gesagt: Ich wankte. Im Zoo sah ich einen Pinguin auf seinem Felsen stehen. Ich dachte: »Du hast es ja auch nicht besser als ich. Immerzu Smoking? Wo ist eigentlich deine Taille? Die Flügel zu klein. Du kannst nicht fliegen. Und vor allem: Hat der Schöpfer bei dir die Knie vergessen?«
Mein Urteil stand fest: Fehlkonstruktion.
Dann ging ich eine kleine Treppe hinunter und sah durch eine Glasscheibe in das Schwimmbecken der Pinguine. Und da sprang »mein« Pinguin ins Wasser, schwamm dicht vor mein Gesicht, schaute mich an, und ich spürte, jetzt hatte er Mitleid mit mir. Er war in seinem Element. Boh ey. Ohne Worte.
Ich habe es nachgelesen: Ein Pinguin ist zehnmal windschnittiger als ein Porsche! Mit der Energie aus einem Liter Benzin käme er über 2500 km weit! Pinguine sind hervorragend geeignet, zu schwimmen, zu jagen, zu spielen – und im Wasser viel Spaß zu haben. Sie sind besser als alles, was Menschen jemals gebaut haben. Und ich dachte: Fehlkonstruktion!
Der Pinguin erinnert mich an zwei Dinge: erstens, wie schnell ich Urteile fälle, nachdem ich jemanden in nur einer Situation gesehen habe, und wie ich damit komplett danebenliegen kann. Und zweitens: wie wichtig das Umfeld ist, damit das, was man gut kann, überhaupt zum Tragen kommt, zum Vorschein und zum Strahlen. Menschen haben die Tendenz, sich an allem festzubeißen, was sie nicht können, was ihnen Angst macht. Das kann man machen, aber es ist nicht sinnvoll. Wir alle haben unsere Stärken und unsere Schwächen. Viele unternehmen große Anstrengungen, um ihre Macken auszubügeln. »Verbessert« man seine Schwächen, wird man eventuell mittelmäßig. Stärkt man hingegen seine Stärken, wird man einzigartig. Wenn wir immer wieder denken: »Ich wäre gerne so wie die anderen«, kleiner Tipp: »Andere gibt es schon genug!« Viel sinnvoller, als sich mit Gewalt an die Umgebung anzupassen, ist, das Umfeld zu wechseln.
Menschen ändern sich nur selten komplett und von Grund auf. Salopp formuliert: Wer als Pinguin geboren wurde, wird auch nach sieben Jahren Therapie und Selbsterfahrung in diesem Leben keine Giraffe werden. Sich für die Suche nach den eigenen Stärken um Hilfe zu bemühen, ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Intelligenz. Ein guter Therapeut wird wie ein guter Freund oder eine gute Freundin nicht lange fragen: Warum hättest du gerne so einen langen Hals? Sondern: Was willst du? Was macht dir Freude? Wann geht dein Herz auf? Wann haben andere mit dir Freude? Was ist dein Beitrag? Wofür brennst du, ohne auszubrennen? Und wenn du merkst, du bist ein Pinguin, schau dich um, wo du bist. Wenn du feststellst, dass du dich schon länger in der Wüste aufhältst, liegt es nicht nur an dir, wenn es nicht »flutscht«. Alles, was es braucht, sind kleine Schritte in die Richtung deines Elements.
Finde dein Wasser. Und dann heißt es: Spring ins Kalte! Und schwimm! Und du weißt, wie es ist, in deinem Element zu sein.
In diesem Sinne: Viel Glück!
Mein Pinguin grüßt Ihren Pinguin und wünscht Ihnen viel Zeit in Ihrem Element!
Quellen: http://hirschhausen.com/
http://www.glueck-kommt-selten-allein.de/
Die Geschichte vom Loch im Gehsteig
Aus »Funken der Erleuchtung« von Sogyal Rinpoche.
Erstes Kapitel:
Ich gehe die Straße entlang
und plötzlich gähnt vor mir im Bürgersteig ein tiefes Loch.
Ich falle hinein, ich komme mir hilflos und verloren vor – aber es ist nicht meine Schuld.
Ich brauche ewig, um wieder aus dem Loch herauszukommen.
Zweites Kapitel:
Ich gehe wieder dieselbe Straße entlang,
und wieder gähnt vor mir im Bürgersteig ein tiefes Loch.
Ich tue so, als sähe ich es nicht und falle wieder hinein.
Ich kann gar nicht glauben,
dass ich wieder im selben Loch stecke – aber ich bin nicht schuld daran.
Wieder brauche ich lange, um herauszukommen.
Drittes Kapitel:
Ich gehe dieselbe Straße entlang,
und wieder gähnt vor mir im Bürgersteig ein tiefes Loch.
Diesmal sehe ich es – aber ich falle trotzdem hinein.
Inzwischen habe ich mich schon daran gewöhnt.
Aber meine Augen sind offen, ich weiß, wo ich bin.
Ich übernehme die Verantwortung für mein Missgeschick
und klettere hinaus.
Viertes Kapitel:
Ich gehe wieder diese Straße entlang,
und vor mir im Bürgersteig gähnt ein großes Loch.
Ich gehe außen herum.
Fünftes Kapitel:
Ich gehe eine andere Straße entlang.
Aufrappeln und weiter. Die Legende von Robert the Bruce
Aus »Wer dem Glück hinterherrennt, läuft daran vorbei« von Russ Harris.
Es ist eine wahre Geschichte, die sich vor siebenhundert Jahren zu einer Zeit zutrug, als der König von England über Schottland herrschte. Der englische König war gewalttätig und grausam und unterdrückte die Schotten viele Jahre brutal. Aber im Jahre 1306 wurde Robert the Bruce zum König von Schottland gekrönt und er machte die Befreiung seines Landes zu seiner höchsten Priorität. Kurz nach seiner Thronbesteigung stellte er eine Armee auf und führte sie in den Krieg gegen England. Unglücklicherweise war die englische Armee größer und besser bewaffnet und die Schotten erlitten eine schwere Niederlage.
Robert the Bruce floh und versteckte sich in einer Höhle. Frierend, durchnässt, erschöpft und blutend überkam ihn das Gefühl vollkommener Hoffnungslosigkeit. Seine Scham war so groß, seine Verzweiflung so erdrückend, dass er daran dachte, das Land zu verlassen und nie wieder zurückzukehren.
Aber als er so dalag, blickte er nach oben und sah eine Spinne, die versuchte, ein Netz vor der Öffnung zur Höhle zu spinnen. Keine leichte Aufgabe. Die Spinne spann einen Faden und zog ihn von einem Ende der Öffnung zur anderen. Dann spann sie einen neuen und einen weiteren, immer hin und her, um das Netz zu bilden. Doch alle paar Minuten blies ein starker Windstoß durch die Öffnung, zerriss das Netz und brachte die Spinne ins Taumeln.
Aber die Spinne gab nicht auf. Sobald der Wind nachließ, begann sie von Neuem zu spinnen. Immer und immer wieder zerstörte der Wind das Netz und immer und immer wieder begann die Spinne, das Netz neu zu weben. Schließlich beruhigte sich der Wind so lange, dass die Spinne eine wirklich feste Grundlage schaffen konnte. Beim nächsten Windstoß war das Netz stark genug, ihm zu widerstehen. So war die Spinne schließlich in der Lage, ihr Werk zu vollenden.
Robert the Bruce staunte über die Beharrlichkeit der Spinne. Er dachte: »Wenn dieses winzige Geschöpf all diesen Rückschlägen trotzen kann, dann kann ich das auch!« Die Spinne wurde zu seinem persönlichen Symbol der Inspiration und er prägte das berühmte Motto: »Wenn es dir auf Anhieb nicht gelingt, versuche es immer und immer wieder« (»If at first you don’t succeed, try, try again« ). Nachdem seine Wunden verheilt waren, stellte er eine neue Armee auf und setzte in den darauffolgenden acht Jahren den Kampf gegen die Engländer fort. Schließlich besiegte er sie 1314 in der Schlacht von Bannockburn – einer Schlacht, in der seine Leute einer zahlenmäßig zehnfach überlegenen Armee gegenüberstanden!
Quelle: https://thehappinesstrap.com/my-story/
Die Antwort steckt in Ihnen
Aus der bekannten US-Fernsehserie »Mr. Monk«
Therapiegespräch zwischen Mr. Monk und seinem Arzt und Therapeuten Dr. Kroger:
Dr. Kroger: »Wie läuft es mit Ihnen und Ihrer Assistentin?«
Mr. Monk: »Wir reden nicht miteinander. Sie sagt, ich würde gar nichts kapieren.«
Dr. Kroger: »Könnte es nicht sein, dass Sie diesesmal recht hat?«
Mr. Monk: »Ich verstehe nicht, was ich nicht kapieren soll.«
Dr. Kroger: »Das kann ich Ihnen nicht sagen.«
Mr. Monk: »Sie meinen sie wissen es, aber Sie wollen es mir nicht sagen?«
Dr. Kroger: »Adrian, dass hier müssen Sie alleine herausfinden.«
Mr. Monk: »Tut mir leid, ich möchte nur sicher gehen, dass ich das richtig verstehe: Ich habe ein Problem und Sie kennen die Lösung.«
Dr. Kroger: »Das ist wahr.«
Mr. Monk: »Ich bezahle Sie.«
Dr. Kroger: »Das ist wahr.«
Mr. Monk: »Aber Sie wollen es mir nicht sagen!«
Dr. Kroger: »Das ist wahr. Adrian, die Antwort steckt in Ihnen drin!«
Mr. Monk: »Nein, Doktor, die Antwort steckt in Ihnen drin! Wenn Sie sie mir sagen würden, würde ich sie hören. Und dann würde die Antwort in mir stecken!«
Wenn die Begriffe nicht stimmen, dann ist das, was gesagt wird, nicht das Gemeinte.
Wenn das, was gesagt wird, nicht das Gemeinte ist, dann sind die Taten nicht in Ordnung.
Wenn die Taten nicht in Ordnung sind, dann verderben die Sitten.
Wenn die Sitten verderben, dann ist die Justiz überfordert.
Wenn die Justiz überfordert wird, dann weiß das Volk nicht, wohin es sich wenden soll.
Deshalb achte man darauf, dass die Begriffe stimmen.
Das ist das Wichtigste von allem.
Konfuzius
Meditation über die Liebe
von Thich Nhat Hanh
Die Quelle der Liebe ist in unserer Tiefe, und wir können anderen Menschen helfen, eine Menge Glück zu erleben. Ein Wort, eine Handlung oder ein Gedanke können das Leiden der
anderen verringern und ihnen Freude bringen. Ein Wort kann trösten und Vertrauen schaffen, Zweifel zerstreuen, jemandem helfen, dass er keinen Fehler macht, einen Streit schlichten oder die Tür zur Befreiung öffnen. Eine Handlung kann ein Menschenleben retten oder jemandem helfen, eine seltene Gelegenheit zu nutzen. Ein Gedanke kann dasselbe bewirken, weil Gedanken stets Worte und Taten im Gefolge haben. Wenn in unseren Herzen Liebe ist, können jeder Gedanke, jedes Wort und jede Handlung Wunder bewirken. Da das Verstehen die wahre Grundlage der Liebe ist, sind die Worte und Taten, die aus unserer Liebe hervorgehen, immer eine Hilfe.
Meditation über das Mitgefühl
von Thich Nhat Hanh
Der Geist der Liebe ist es, der anderen Menschen Frieden, Freude und Glück gibt. Der Geist des Mitgefühls ist es, der das Leiden in anderen aufhebt. Wir alle haben Samen der Liebe und des Mitgefühls in unserem Geist und können diese schönen und wunderbaren Energiequellen entwickeln. Wir können die uneingeschränkte Liebe hegen und pflegen, die keine Gegenleistungen erwartet und daher nicht zu Angst und Kummer führt.
Das Wesen der Liebe und des Mitgefühls ist Verstehen, die Fähigkeit, das körperliche, materielle und psychische Leiden der anderen zu erkennen, uns selbst in sie hineinzuversetzen. Wir
begeben
uns in ihren Körper, ihre Gefühle, ihre geistigen Strukturen und sehen ihr Leiden mit eigenen Augen. Ein oberflächliches Beobachten von außen genügt nicht, wenn wir ihr Leiden erkennen wollen. Wir müssen eins mit dem Objekt unserer Betrachtung werden. Wenn wir in Fühlung mit dem Leiden der anderen sind, wird in uns ein Gefühl des Mitfühlens geboren. Das Wort Mitgefühl drückt ja schon aus, worum es geht, um mifühlen
.
Der Schmerz ist unser Verbündeter, wenn unser Herz offen ist
Aus »Der achtsame Weg zum Selbstmitgefühl« von Christopher Germer.
Ein Schüler fragt den Rabbi: »Warum fordert uns die Thora auf, diese Worte auf unser Herz zu legen? Warum sagt sie uns nicht, wir sollen die Worte in unser Herz hinein nehmen?«
Der Rabbi antwortet: »Weil unsere Herzen in unserem gegenwärtigen Zustand verschlossen sind, und wir heilige Worte nicht ins Herz aufnehmen können. Also legen wir sie auf unser Herz. Bis uns eines Tages das Herz bricht und die Worte hineinfallen.»
Der Kampf, der im Inneren der Menschen tobt
Aus »Der achtsame Weg zum Selbstmitgefühl« von Christopher Germer.
Eines Abends erzählte ein alter Cherokee-Indianer seinem Enkel vom Kampf, der im Inneren der Menschen tobt. Er sagte: »Mein Sohn, dieser Kampf findet zwischen den beiden »Wölfen« statt, die in jedem von uns wohnen.
Der eine Wolf ist das Böse. Er ist Wut, Neid, Eifersucht, Kummer und Sorgen, Bedauern, Habgier, Arroganz, Selbstmitleid, Feindseligkeit, Minderwertigkeitskomplexe, Lügen, falscher Stolz, Überheblichkeit und Ego.
Der andere ist das Gute: Er ist Freude, Frieden, Liebe, Hoffnung, Gelassenheit, Demut, Freundlichkeit, Wohlwollen, Einfühlungsvermögen, Großzügigkeit, Wahrheit, Mitgefühl und Vertrauen.«
Der Enkel dachte einen Augenblick nach und fragte dann seinen Großvater: »Welcher Wolf gewinnt?«
Der alte Cherokee antwortete einfach: »Der, den du fütterst.«
Weltfrieden
Vorwort des Dalai Lama zum Buch Ich pflanze ein Lächeln von Thich Nhat Hanh
Auch wenn der Versuch schwierig sein mag, den Weltfrieden durch die innere Wandlung der einzelnen Menschen herbeizuführen, ist er der einzige Weg. Darüber spreche ich, ganz gleich wo ich bin, und es macht mir Mut, daß Menschen aus den unterschiedlichsten Lebensbereichen das positiv aufnehmen. Frieden muß zuallererst im einzelnen selbst entwickelt werden. Und ich glaube, daß Liebe, Mitgefühl und Selbstlosigkeit grundlegend für den Frieden sind. Wenn diese Eigenschaften im einzelnen Menschen entwickelt sind, ist er oder sie in der Lage, eine Atmosphäre des Friedens und der Harmonie zu schaffen. Diese Atmosphäre kann sich ausweiten und vom einzelnen auf seine Familie, von der Familie auf die Gemeinschaft und schließlich auf die ganze Welt ausgedehnt werden.
-Dalai Lama
Über die Liebe
von Nelson Mandela
Ich wusste immer, daß tief unten in jedem menschlichen Herz Gnade und Großmut zu finden sind. Niemand wird geboren, um einen anderen Menschen wegen seiner Hautfarbe , seiner Lebensgeschichte oder seiner Religion zu hassen. Menschen müssen zu hassen lernen und wenn sie zu hassen lernen können, dann kann ihm auch gelehrt werden zu lieben, denn Liebe empfindet das menschliche Herz viel natürlicher als ihr Gegenteil.
Geld allein macht nicht glücklich
Aus »Per Anhalter durch die Galaxis« von Douglas Adams.
Dieser Planet hat – oder besser gesagt hatte – ein Problem: Die meisten seiner Bewohner waren fast immer unglücklich. Zur Lösung dieses Problems wurden viele Vorschläge gemacht, aber die drehten sich meistens um das Hin und Her kleiner bedruckter Papierscheinchen, und das ist einfach drollig, weil es im Großen und Ganzen ja nicht die kleinen bedruckten Papierscheinchen waren, die sich unglücklich fühlten.
Der König, der es leichter fand, mit seinen Schwierigkeiten zu leben
Aus »Das Achsamkeitstraining« von Mark Williams und Danny Penman.«
Es gibt eine Geschichte von einem König, der drei Söhne hatte. Der erste war gut aussehend und ausgesprochen beliebt. Zu seinem 21. Geburtstag ließ ihm sein Vater in der Stadt einen Palast errichten, in dem er fortan lebte. Der zweite Sohn war intelligent und erfreute sich ebenfalls großer Beliebtheit. Als er 21 wurde, ließ sein Vater auch ihm einen Palast in der Stadt bauen. Der dritte Sohn sah weder gut aus, noch war er intelligent, und unfreundlich, wie er war, konnte ihn zudem keiner leiden. Als er 21 wurde, sagten die Berater des Königs: »In der Stadt gibt es keinen Platz mehr. Lasst ihm einen Palast außerhalb errichten. Ihr könnt ihn so bauen lassen, dass er starke Mauern hat, und Männer aus Eurer Garde können ihn beschützen, damit er nicht von dem wilden Pack angegriffen wird, das außerhalb der Stadtmauern lebt.« Und so ließ der König einen solchen Palast errichten, und er entsandte Soldaten zu seinem Schutz.
Im Jahr darauf schickte der Sohn seinem Vater eine Nachricht: »Ich kann hier nicht leben. Die Angreifer sind zu stark.« Daraufhin sagten die Berater: »Lasst einen neuen Palast errichten, der größer ist und stärker. Er soll zwanzig Meilen vor den Grenzen der Stadt liegen, weit weg von dem wilden Pack. Wenn Ihr noch mehr Soldaten einsetzt, um ihn zu schützen, kann er den Angriffen der dort vorüberziehenden Nomadenstämme mühelos trotzen.« Und so ließ der König einen ebensolchen Palast errichten und entsandte hundert seiner Soldaten zu seinem Schutz.
Ein weiteres Jahr verging. Dann kam die Botschaft des Sohnes: » Ich kann hier nicht leben. Die Stämme sind zu stark.« Und so sagten die Berater: »Lasst in hundert Meilen Entfernung einen riesigen Palast errichten. Er soll so groß sein, dass fünfhundert Soldaten darin Platz finden, und so stark, dass er den Angriffen der Leute standhält, die jenseits der Grenzen wohnen.« Und so ließ der König einen ebensolchen Palast errichten und entsandte fünfhundert seiner Soldaten zu seinem Schutz.
Doch ein Jahr später schickte der Sohn dem König eine weitere Nachricht: »Vater, die Angriffe der Leute aus den Nachbarstaaten sind zu stark. Zweimal haben sie uns bereits überfallen, und bei einem dritten Angriff fürchte ich um mein Leben und das Leben deiner Soldaten.«
Da sagte der König zu seinen Beratern: »Lasst ihn nach Hause kommen. Er möge hier mit mir in meinem Palast wohnen. Denn ich ziehe es vor, meinen Sohn lieben zu lernen, als alle Kraft und Mittel meines Königsreichs aufzubringen, um ihn mir vom Hals zu halten.«
Die Geschichte dieses Königs birgt eine wichtige Moral:
Langfristig ist es oft sehr viel einfacher und effizienter, mit unseren Schwierigkeiten zu leben, als all unsere Ressourcen zu investieren, um sie zu bekämpfen und zu unterdrücken.
Quellen: http://www.randomhouse.de/Paperback/Das-Achtsamkeitstraining/Mark-Williams/Goldmann-TB/e451921.rhd
http://oxfordmindfulness.org/
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