» Glück kommt nicht mit der Post. Glück fällt nicht vom Himmel. Glück ist etwas, das wir mit Achtsamkeit erzeugen. «Thich Nhat Hanh
Gerade lese ich das wundervolle neue Buch meines spirituellen Mentors Thich Nhat Hanh Leben ist, was jetzt passiert. Im Kapitel Nicht-Begehren – du hast genug
, macht er den Vorschlag sich einmal mit Notizbuch und Stift irgendwo still hinzusetzen – im Park, unter einem Baum, an Deinem Lieblingsplätzchen und alle Bedingungen des Glücks, die für dich bereits gegeben sind zu notieren. Ich habe dies getan und festgestellt, dass bereits sehr viele Bedingungen des Glücks für mich gegeben sind, trotz Depression und der Lage, in der ich mich befinde. Vielleicht möchtest Du dies auch einmal tun?
Thich Nhat Hanh sagt, dassAchtsamkeit eine Quelle des Glücks ist. Er stellt dem Leser 3 Fragen:
- Bist du glücklich?
- Hast du ein erfülltes Leben?
- Wenn du Glück jetzt nicht berühren kannst, wann dann?
Kennst Du die folgenden Gedanken?
Wenn ich diesen Job habe, dann werde ich glücklich sein.
Wenn ich eine Familie habe, dann werde ich glücklich sein.
Wenn ich ein eigenes Haus habe, dann werde ich glücklich sein.
Wenn und dann, das bedeutet nichts anderes, als dass wir irrtümlich glauben, wenn wir ein bestimmtes Ziel erreichen, dass wir dann glücklich sein werden. Wir glauben Glück sei ein Ziel, das man erreichen kann, in dem man etwas bekommt, was man begehrt und das dies in der Zukunft geschehen wird. Glück lässt sich aber nicht in die Zukunft verschieben. Genauso wenig können wir die Momente des Glücks, die wir in der Vergangenheit erlebt haben zurück in die Gegenwart holen. Wir können uns daran erinnern, uns vielleicht an einem Bild erfreuen, auf dem wir einen Moment des Glücks mit dem Fotoapparat festgehalten haben. Es ist aber nicht dasselbe wie Glück im gegenwärtigen Augenblick zu erfahren. Wenn wir Frieden, Freude und Glück erleben wollen, sind sie nur im gegenwärtigen Augenblick zu finden. Durch die Praxis der Achtsamkeit können wir lernen, jeden Augenblick in einen glücklichen Augenblick zu verwandeln. Thich Nhat Hanh sagt:
Ob dieser Augenblick ein glücklicher ist oder nicht, liegt an dir. Du bist es, der den Augenblick zu einem glücklichen macht, es ist nicht der Augenblick, der dich glücklich macht. Mit Achtsamkeit, Konzentration und Einsicht kann jeder Augenblick ein glücklicher Augenblick werden.
Dafür müssen wir zunächst innehalten und uns der Bedingungen des Glücks bewusst zu werden, die für uns bereits erfüllt sind. Wenn Du das tust, dann befreie Dich zuvor von allen Vorstellungen darüber, was allgemein als selbstverständlich angesehen wird, was Du als selbstverständlich ansiehst. Mache Dir bewusst, dass nichts selbstverständlich ist sondern alles ein Privileg, für das Du dankbar sein kannst. Aus dieser Dankbarkeit entsteht Glück. Wir können uns nicht aussuchen wann und wo wir geboren werden. Wenn Du in einem demokratischen und wohlhabenden Land geboren wurdest und dort lebst, ist das schon mal eine gute Voraussetzung um ein zufriedenes und erfülltes Leben zu schaffen. Du hättest genauso gut in einem Slum in Afrika oder in einer Favela in Brasilien geboren worden sein. Selbst die Tatsache, dass Du als Mensch geboren wurdest und nicht als ein anderes Lebewesen ist ein Privileg. Nur Menschen haben ein Bewusstsein.
Du glaubst es ist selbstverständlich die Welt mit allen Sinnen wahrnehmen zu können, sehen zu können, hören zu können, riechen zu können, schmecken zu können, spüren zu können? Das ist es nicht. Viele Menschen sind blind, sie können nicht sehen, viele Menschen sind taub, sie können nicht hören, viele Menschen sind stumm, sie können nicht sprechen. Wenn Du die Welt mit allen Sinnen wahrnehmen kannst, dann ist eine Bedingung für Glück schon mehr als erfüllt. Leider wird uns meist erst dann bewusst, dass nichts selbstverständlich ist, wenn wir es plötzlich nicht mehr haben. Wenn wir erblinden, wenn wir einen Hörsturz haben oder uns nach einem Autounfall querschnittsgelähmt im Rollstuhl wiederfinden.
Ich war gestern im Kurpark in Bad Soden und habe eine Gehmeditation gemacht, um mich von allen Vorstellungen zu befreien, was uns irrtümlich als selbstverständlich erscheint. Anschließend habe ich mich auf eine Bank gesetzt und nachfolgend alle Bedingungen für Glück, die für mich bereits gegeben sind aufgelistet:
- Ich lebe.
- Ich bin ein Mensch mit einem Bewusstsein.
- Ich kann denken.
- Ich kann alle Gefühle wahrnehmen.
- Ich kann Schmerzen empfinden.
- Ich kann mich erinnern.
- Ich kenne Mitgefühl und Liebe.
- Ich werde geliebt und erfahre Freundschaft.
- Ich habe eine Familie, liebevolle Eltern und einen liebevollen Bruder.
- Ich kann die Welt mit all meinen Sinnen vollkommen wahrnehmen.
- Ich kann frei und ohne Schmerzen atmen.
- Ich kann all meine Gelenke schmerzfrei bewegen.
- Ich kann auf zwei Beinen laufen, springen, rennen, klettern.
- Meine Organe sind gesund, mein Körper ist gesund.
- Ich kann mit meinen Händen alles spüren, was ich berühre.
- Ich kann mit meinen Füssen alles spüren, was ich berühre.
- Ich kann die Wärme der Sonne auf meiner Haut spüren.
- Ich kann den Wind in meinen Haaren spüren.
- Ich kann Lesen, Schreiben, Rechnen.
- Ich kann reden.
- Ich habe genug zu essen und zu trinken. Ich muss nicht unter Hunger leiden.
- Ich habe eine Toilette, eine Dusche, ein Bett und ein sicheres zu Hause.
- Ich lebe in einem sicheren Land.
- Ich lebe in einem demokratischen Land, in dem ich meine Meinung frei äußern kann.
- Ich kann mich frei bewegen.
- Ich habe das Recht auf Würde.
- Ich bin sozial abgesichert, wenn ich meine Arbeit verliere.
- Ich bin gesetzlich krankenversichert.
Das sind nur einige Bedingungen, die mir in wenigen Minuten eingefallen sind und dafür sind es schon sehr viele. Sicherlich wären mir noch sehr viel mehr eingefallen, hätte ich noch länger darüber nachgedacht. Du musst nicht nach etwas Besonderem suchen, um Bedingungen des Glücks, die bereits gegeben sind, zu finden. In der Hektik des Alltags ist uns nicht bewusst, was für ein Wunder der menschliche Körper eigentlich ist.
Dieses Innehalten bedeutet auch unser Leiden zu transformieren, denn aus Leiden entsteht Glück. Wenn Du tief in Dein Leid hineinsiehst, kannst Du das Glück darin schon erkennen, das Auflösen des Leidens durch Transformation. Thich Nhat Hanh sagt:
Wenn wir die Bedingungen des Glücks erkennen und uns bewusst Augenblicke des Glücks schaffen, hilft uns das, unser Leiden zu umarmen und leichter mit ihm zurechtzukommen. Unsere Samen der Freude und des Wohlbefindens zu wässern hilft, unser Leiden zu transformieren.
und weiter:
Die Qualität deines Lebens hängt davon ab, wie weit du dich der bereits jetzt gegebenen Bedingungen des Glücks bewusst bist. Du bist am Leben. Du hast Beine, mit denen du gehen kannst. Du hast zwei wundervolle Augen, die du nur öffnen brauchst, um dich an diesem Paradies der Farben und Formen ringsum zu erfreuen. Austern am Meeresboden sehen nie das strahlende Blau des Tageshimmels oder den majestätischen Sternenhimmel einer klaren Nacht. Sie sehen auch die Wellen nicht, sie hören den Wind nicht, die Vögel. Für uns dagegen sind all diese Wunder verfügbar. Und du, bist du für diese Wunder erreichbar? Achtsamkeit hilft uns, im Hier und Jetzt anzukommen und lässt uns die Wunder des Lebens wahrnehmen, die genau hier präsent sind, in uns und um uns herum.
Wie wäre es, wenn Du Dich an Deinen Lieblingsplatz begibst und Deine Bedingungen des Glücks aufschreibst, die bereits gegeben sind? Wenn Du ein Tagebuch führst, so wie ich, dann kannst Du sie am Ende in das Tagebuch schreiben und einige Seiten frei lassen. Mit der Zeit werden Dir weitere solcher Bedingungen des Glücks, die schon vorhanden sind, bewusst werden. Dann kannst Du diese zu Deiner Liste hinzufügen.
Wenn wir das Selbstverständliche nicht mehr als selbstverständlich wahrnehmen sondern als Privileg, dann eröffnet dies eine völlig neue Perspektive, das Leben zu betrachten. Allein das Du atmest ist schon ein Wunder.
Aloha*
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