In diesem Beitrag erfährst Du, wie Du die Selbstheilungskräfte Deines Körpers und Geistes bewusst aktivieren kannst und mit Deinem Unterbewusstsein kommunizieren kannst. Ernest Rossi und Kollegen haben durch wissenschaftliche Studien festgestellt, dass der Mensch auch tagsüber Zyklen durchläuft, ähnlich den REM-Zyklen (Schlafphasen) in der Nacht. Ein solcher Zyklus dauert 90-120 min. In dieser Zeit sind wir besonders produktiv und kreativ, wir erreichen ein Leistungshoch. Gegen Ende des Zyklus fallen wir in ein Leistungstief. Körper und Geist müssen sich erholen und legen automatisch eine Regenerationsphase von etwa 20 Minuten ein, auch ultradiane Heilreaktion genannt.
Im Vorwort zu seinem Buch 20 Minuten Pause – Auf den Körper hören und Burnout verhindern macht der Autor Ernest Rossi seine Leser auf bestimmte Erfahrungen aufmerksam, die wir alle schon gemacht haben:
Haben Sie schon einmal erlebt, dass Sie
- sich mitten am Tag plötzlich ungeheuer müde gefühlt haben?
- während eines Gesprächs oder einer Konferenz plötzlich ganz abwesend waren oder Tagträumen nach hingen?
- unerklärliche Fehler bei ganz einfachen Dingen gemacht haben?
- sich plötzlich nicht mehr an einen ganz vertrauten Vorgang, Namen oder an ein bekanntes Wort erinnern konnten?
- bestimmte Zusammenhänge übersehen und falsche Aussagen getroffen haben?
- plötzlich das Gefühl hatten, den Tränen nahe zu sein, dass Sie deprimiert oder wütend waren, ohne zu wissen, warum?
Oder ist es Ihnen schon einmal passiert, dass Sie
- sich besonders stark und gesund und mit der Welt im Einklang gefühlt haben?
- ohne sich besonders anstrengen zu müssen, persönliche Bestleistungen erbracht haben?
- sich besonders gut mit Ihrer Familie, den Freunden oder anderen Menschen verstanden haben?
- sich nach einem Nickerchen ungewöhnlich ausgeruht und voller Energie gefühlt haben?
- bei Tagungen oder geschäftlichen Meetings besonders gut zurechtgekommen sind?
- schnell ein Problem gelöst haben, mit dem Sie vorher nicht weitergekommen sind?
- ohne Schwierigkeiten kreative Problemlösungen gefunden haben?
Quelle: Rossi, Ernest, Nimmons, David. 20 Minuten Pause. Junfermann Verlag, S. 7
Vermutlich hast Du vieles davon schon oft in Deinem Leben erlebt, ohne Dir darüber klar zu sein, woran das liegt? Es handelt sich dabei um natürliche Höhen und Tiefen von sogenannten »ultradianen Rhythmen«. Diese bilden einen 90- bis 120-minütigen Zyklus von Erregung, Spitzenleistungen, Stress und Ruhe (siehe Abbildung).
Seele-Körper-Aktivitäten, die von ultradianen Rhythmen beeinflusst werden
Ernest Rossi schreibt:
Das 20-minütige Tal unseres grundlegenden Ruhe-Aktivitätszyklus stellt eine natürliche Periode dar, in der eine körperliche und psychische Erneuerung sowie eine Erholung von Alltagsbelastungen erfolgen kann. Deshalb habe ich diese Phase ultradiane Heilreaktion genannt.
Die folgende Tabelle zeigt, welche Aktivitäten von Körper und Seele von ultradianen Rhythmen beeinflusst werden.
Seele | Körper |
Dominanz der rechten linken Hirnhälfte | rechte/linke nasale Dominanz |
Aufmerksamkeit | vegetatives Nervensystem |
Konzentration | Stoffwechsel der Gene |
Lernen | endokrines System (Hormonsystem) |
Gedächtnis | Immunsystem |
Empfindungen | Stillen |
Wahrnehmungen | Hunger und Sex |
Gefühle | Verdauung |
Träumen | Arbeit und Sport |
Fantasie | Stressreaktionen |
Imagination | psychosomatische Reaktionen |
Kreativität | Zellstoffwechsel |
transpersonale Empfindung | Neigung zur Drogensucht |
Quelle: Rossi, Ernest, Nimmons, David. 20 Minuten Pause. Junfermann Verlag, S. 34
Diese Zyklen der Hochleistung und die anschließende Heilreaktion sind von Mensch zu Mensch und sogar von Tag zu Tag vollkommen unterschiedlich. Es gibt keine festen Zeiten, an denen man sich orientieren könnte. Allerdings kündigen Körper und Geist das Ende einer Hochleistungsphase und die dringend benötigte Heilreaktion durch bestimmte Symptome an. Leider sind diese Signale, die uns anzeigen, dass wir auf ein Leistungstief und somit auf die 20 Minuten Heilreaktion zusteuern sehr subtil und werden von uns durch den hektischen Alltag meist nicht wahrgenommen. Wir übergehen diese Phase und Körper und Geist können nicht regenerieren. Wenn wir diese natürliche Heilreaktion zu oft übergehen, führt das zu einem »ultradianen Stresssyndrom« und kann uns richtig krankmachen. Es kann zu psychischen Erkrankungen führen, wie Burn-out, Depressionen oder Angststörungen, aber auch zu Herzerkrankungen bis hin zum Infarkt oder Schlaganfall.
Was bedeutet Selbstheilung eigentlich?
Erkennen wir jedoch, das eine Phase der ultradianen Heilreaktion beginnt, können wir diese gezielt nutzen, um Heilung zu erfahren. Ich möchte hier kurz erklären, was Selbstheilung eigentlich ist, viele haben ein völlig falsches Bild von Selbstheilung bzw. den Selbstheilungskräften unseres Körpers und Geistes. Viele glauben, dass die Selbstheilung von allein stattfindet, ohne das wir etwas dafür tun müssen, also quasi aus dem Nichts. Für die Zellerneuerung und viele andere im Verborgenen ablaufende körperliche Prozesse trifft das zu. Wollen wir darüber hinaus aber Selbstheilung erfahren, dann geht das nur, wenn wir diese auch zulassen.
Die ultradiane Heilreaktion kann nicht stattfinden, wenn wir sie nicht zulassen, wenn wir sie nicht bewusst einleiten.
Wir aktivieren bewusst die Selbstheilungskräfte von Körper und Geist, in dem wir uns an einen ruhigen Ort zurückziehen, uns zurücklehnen und nichts tun. Wir müssen das tun, da sonst keine Heilreaktion stattfinden kann. Erst dann, wenn wir die Heilreaktion bewusst eingeleitet haben, werden wir zum passiven Beobachter von Gedanken, Gefühlen und Körperreaktion und dem, was aus dem Unterbewusstsein auftaucht. Anders als in der Meditation konzentrieren wir uns nicht bewusst auf den Atem oder ein anderes Objekt, wir machen auch nicht bewusst eine auftauchende Entität zum Objekt unserer Beobachtung, wie in der Meditation.
Auch andere ganzheitliche Methoden der Seele-Körper-Heilung, wie Entspannungstechniken, Meditation, Achtsamkeitspraxis, Imaginationsübungen, Biofeedback, Hypnose, spirituelle Rituale lassen vermuten, dass die ultradiane Heilreaktion dort im Verborgenen wirksam ist. Ist Dir schon mal aufgefallen, dass all diese Heilverfahren davon ausgehen, dass die beste Heilwirkung durch eine 20 Minuten andauernde Ruhephase zu erzielen ist? Verblüffend, oder?
Ernest Rossi schreibt:
Die genetische Grundlage der 90- bis 120-minütigen BRAC (Basic Rest Activity Cycle, grundlegender Ruhe-Aktivitätszyklus) lässt sich im elementarsten Lebensprozess feststellen: bei der Zellteilung und beim Zellwachstum. Es hat sich gezeigt, dass eine Zelle, die sich zu teilen beginnt, dem Zeitplan des BRAC folgt. Eine Periode von 20 Minuten wird zum Aufbau einer optimalen Konzentration des Cyclin, eines Botenstoffes, der den Prozess der Zellteilung unterstützt, benötigt. Der gesamte Prozess dauert etwa 90 bis 120 Minuten.
Wenn eine solche Phase so genutzt wurde, fühlen wir uns danach frisch, ausgeruht und klar im Geist und sind bereit für die nächste Hochleistungsphase. Und noch viel mehr, uns werden Dinge bewusst, die vorher im Unterbewusstsein verborgen waren. Wir finden eine Lösung für ein bestimmtes Problem, werden uns über etwas bewusst, was wir vorher nicht erkannt haben usw.
Doch, wie ist das möglich?
Die ultradiane Heilreaktion und das Unterbewusstsein
Während der 20 Minuten Heilreaktion sind sich Körper, Geist (Verstand) und Unterbewusstsein am nächsten. Es öffnet sich automatisch ein Tor zum Unterbewusstsein, um wichtige Informationen auszutauschen, sie kommunizieren intensiv miteinander. Diese Kommunikation erfolgt in beide Richtungen. Wenn man bedenkt, dass unser Verstand, unser Bewusstsein nur 5% und das Unterbewusstsein 95% unseres Gehirns ausmachen, kann man sich vorstellen, was für ein riesiger Bereich unseres Gehirns ungenutzt bleibt. Das Unterbewusstsein speichert alles ab, was wir täglich erleben, jede Wahrnehmung, jede Erfahrung, jedes Bild, jedes Wort, jeden Gedanken, einfach alles. Im Buddhismus wird das Unterbewusstsein daher Speicherbewusstsein genannt. So gelangen wichtige Informationen in unser Bewusstsein, die uns bei der Lösung eines Problems helfen können, die uns bei der Heilung von Körper und Psyche helfen kann, die uns bisher nicht bewusst waren. Die ultradiane Heilreaktion kann aber noch viel mehr.
Man kann die ultradiane Heilreaktion in Verbindung mit einer Hypnotherapie, z.B. der Heilhypnose auch gezielt nutzen, um mit dem Unterbewusstsein direkt zu kommunizieren, um ihm Fragen zu stellen, die es dann kinesiologisch beantwortet. Man kann das Unterbewusstsein bitten, einem bei der Lösung eines Problems zu helfen, Körper und Psyche zu heilen. Ich mache gerade eine solche Hypnotherapie, die folgendermaßen abläuft:
Anleitung zur ultradianen Heilreaktion
Wir setzen oder legen uns an einen ruhigen Ort, schließen die Augen und heben beide Arme an, so als ob wir etwas vor uns halten würden, ein Gefäß z. B., die Arme sind dabei etwa körperbreit auseinander. Dann nehmen wir zunächst die eine Hand bewusst war, in dem wir in sie hineinspüren (im Geiste). Wir versuchen jeden Finger und den Daumen bewusst wahrzunehmen, bei mir kribbelt es meistens, wenn ich das tue. Wir fahren die Umrisse der Hand ab, spüren die Handoberfläche, die Handinnenfläche, den Übergang der Handinnenfläche zu den Fingern, die Glieder der einzelnen Finger bis hin zu den Fingerkuppen und das Nagelbett. Dann versuchen wir, die gesamte Hand zu spüren. Das wiederholen wir mit der anderen Hand. Schließlich stellen wir uns vor, wir würden ein Gefäß oder eine Kugel vor uns halten und spüren den sanften Druck dort, wo Finger und Daumen das Gefäß bzw. die Kugel berühren.
Als Nächstes fragen wir unser Unterbewusstsein innerlich: Liebes Unterbewusstsein möchtest Du mir helfen, meine Probleme zu lösen? Möchtest Du mir helfen, damit Körper und Geist heilen können? Wenn ja, dann gehen die Hände jetzt langsam zusammen, bis sie sich berühren, wenn nein, dann gehen sie auseinander.
Dann beobachten wir, was geschieht. Ich habe es bisher noch nicht erlebt, dass das Unterbewusstsein mir nicht helfen wollte, was durchaus passieren kann, wenn man es z. B. zu oft belästigt oder bedrängt oder gar zu manipulieren zu versucht, das mag es gar nicht. Mein Therapeut sagte, mein Unterbewusstsein hätte mir offenbar sehr viel mitzuteilen. Ich wurde aber schon einmal vom Unterbewusstsein aus der Heilhypnose gekickt, weil ich es versucht hatte zu manipulieren. Berühren sich die Hände, bedanke ich mich beim Unterbewusstsein. Mittlerweile habe ich die Heilhypnose schon sehr oft gemacht und ich habe mir ein Signal ausgedacht, mit dem mir das Unterbewusstsein anzeigen soll, dass die Heilreaktion abgeschlossen ist. Ich bitte das Unterbewusstsein: Liebes Unterbewusstsein, wenn Körper und Geist vollständig regeneriert haben und die Heilreaktion abgeschlossen ist, dann sollen sich meine Augen von allein öffnen.
Das funktioniert bisher recht gut. Als Nächstes gehe ich an meinen sicheren Ort. Das kennt die eine oder der andere bestimmt schon, wenn sie/er mit der Heilhypnose oder Trance gearbeitet hat, aber auch von anderen Heilverfahren.
Das Objekt, das ich vor mir halte, ist eine Lichtkugel. Ich gehe durch dieses Lichttor und gelange so auf einen Pfad in einem uralten Wald. Ich höre Vögel singen, sehe die Bäume am Rande des Pfades. Der Pfad führt mich zu einem alten Eisentor in einem steinernen Rundbogen. Dort steht Herzlich Willkommen
. Vor dem Tor steht ein Wächter, der die Achtsamkeit verkörpert und bei mir ist das, wie könnte es anders sein, Thich Nhat Hanh, mein spiritueller Mentor, der für mich die Achtsamkeit, wie keine andere Person im realen Leben verkörpert.
Ich begrüße und bedanke mich herzlich bei ihm, dass er meinen Garten bewacht: Den Garten in meinem Unterbewusstsein, in dem alle Keimlinge angepflanzt sind, die heilsamen wie Liebe, Mitgefühl, Freude, Gleichmut, aber auch die unheilsamen wie Hass, Wut, Verbitterung und andere. Es ist stets beides vorhanden, denn das eine kann ohne das andere nicht existieren. Woher wüsstest Du was Liebe ist, wenn Du nicht auch weißt, was Hass ist? Woher wüsstest Du, wie sich Freude anfühlt, wenn Du nicht auch wüsstest, wie sich Traurigkeit anfühlt?
Thich Nhat Hanh sagt, dass diese Keimlinge in jedem von uns von unserer Geburt bis zu unserem Tod vorhanden sind, sie sind immer da. Wir können aber bewusst entscheiden, welche Keimlinge wir nähren wollen, durch unsere Worte, Gedanken, unsere Taten und unser Verhalten, wir sind der Gärtner in diesem Garten. Je mehr wir einen Keimling nähren, umso schneller wird er wachsen, bis er schließlich langsam aus unserem Unterbewusstsein in unser Bewusstsein aufsteigt und sich dort als feste Formation manifestiert, die fortan unser Handeln und Verhalten, unsere Gedanken, Gefühle und unsere Worte bestimmt. Wir sind der Gärtner in diesem Garten, aber wir sind nicht allein. Die Achtsamkeit steht uns zur Seite, sie bewacht diesen Garten und achtet darauf, dass wir möglichst nur die heilsamen Keimlinge nähren statt die unheilsamen. Sie macht uns darauf aufmerksam, wenn wir unheilsame Keimlinge nähren. Ich habe dazu einen Beitrag geschrieben, der dies verdeutlicht:
Der Garten in unserem Unterbewusstsein
Gemeinsam mit Thay, wie ihn seine Schüler liebevoll nennen, betrete ich meinen Garten. Ich sehe viele kleine Pflänzchen im Boden, einige sind größer als andere. Wir gehen weiter und vor uns erscheint eine Gruppe von sehr alten und großen Bäumen, die in einem Kreis stehen. Diese 5 Bäume sind stark in meinem Bewusstsein verankert, sie stehen für Liebe, Mitgefühl, Freude, Gleichmut und Frieden/Freiheit. Diese Bäume gibt es wirklich, sie stehen im Kurpark in Bad Soden und ich verbringe unter ihnen viel Zeit, vor allem von Frühjahr bis einschließlich Herbst, meine Gehmeditation führt über eine Wiese dorthin. Dort angekommen berühre ich jeden einzelnen Baum und umarme ihn. Dann setze ich mich in die Mitte des Baumkreises und lese oder höre Musik, schreibe in mein Tagebuch oder lege mich einfach auf den Rücken und schaue zum Kronendach hinauf, durch das einige Sonnenstrahlen auf mein Gesicht fallen und es wärmen.
Nun befinde ich mich also gemeinsam mit Thay an diesem Ort in meinem Unterbewusstsein. Wir setzen uns hin und lehnen uns zurück, die Heilreaktion kann beginnen. Ich kann jetzt auch direkt mit dem Unterbewusstsein kommunizieren. Thay ist stets an meiner Seite, er gibt mir Halt, ich fühle mich an diesem Ort sehr sicher und geborgen. Was mein Unterbewusstsein mir dort schon alles gezeigt hat, gesagt hat, darüber führe ich nun ein Tagebuch und werde in meinem Blog darüber berichten.
Irgendwann öffnen sich dann meine Augen von allein, ich strecke mich und bin vollkommen erholt, frisch, friedvoll in Körper und Geist. Ich notiere, was ich erlebt habe, welche Erkenntnisse ich gewonnen habe, was mir bewusst geworden ist, was mir vorher nicht bewusst war und welche Fragen ich gestellt habe und wie das Unterbewusstsein geantwortet hat.
Ich praktiziere das jetzt seit 6 Wochen und es ist unglaublich, was ich erfahren habe, erlebt habe. Beeindruckt haben mich vor allem bestimmte Reaktionen meines Körpers in der Heilreakion. Nach einigen Malen ist mir z.B. aufgefallen, dass sich mein Mund von allein etwas öffnet, damit ich tiefer Atmen kann. Manchmal bemerke ich, wie sich mein Kopf zu einer Seite neigt. Aus der Gehirnforschung ist bekannt, dass wir zwei Gehirnhälften habe, eine rechte, die für die Kreativität zuständig ist und eine linke, die für die Ratio, also den Verstand zuständig ist. Ich habe das Unterbewusstsein gefragt, ob, wenn mein Kopf sich in der Heilreaktion mal auf die eine oder auf die andere Seite neigt, dies ein Signal dafür ist, welche Gehirnhälfte gerade aktiv ist? Die Antwort war JA! Faszinierend!
Was geschieht, wenn wir die ultradiane Heilreaktion übergehen?
Wie schon erwähnt, müssen wir die ultradiane Heilreaktion bewusst und aktiv einleiten, da sie sonst nicht stattfinden kann. Übergehen wir sie zu oft, kann das zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen, bis hin zu einem ultradianen Stresssyndrom. Unser Körper versucht uns durch zunächst subtile Signale darauf aufmerksam zu machen, dass er dringend eine Ruhepause braucht. Das ultradiane Stresssyndrom läuft in vier Stadien ab. In der folgenden Tabelle gehen die unterschiedlichen Phasen des ultradianen Stresssyndroms deutlich hervor:
Die nun folgende Tabelle stellt das ultradiane Stresssyndrom und die ultradiane Heilreaktion einander gegenüber. Der Unterschied zwischen innerer Einstellung und der Bereitschaft, mit den natürlichen Rhythmen zu kooperieren, tritt deutlich hervor.
Die ultradiane Heilreaktion | Das ultradiane Stresssyndrom |
1. Erkennungssignale: Wenn Sie der Stimme folgen, die Ihnen sagt, dass Sie eine Pause brauchen, werden Sie sich hinterher wohlfühlen und dankbar sein. | 1. Mach-mal-Pause-Signale: Eine Missachtung des natürlichen Bedürfnisses, sich auszuruhen und neue Kraft zu schöpfen, um sich anschließend wieder wohlzufühlen, führt zu Stress und Erschöpfung. |
2. Zugang zu einer tieferen Atmung: Nach einigen ruhigen Momenten stellt sich ganz von selbst eine tiefere Atmung ein. Sie zeigt an, dass Sie jetzt in einen tieferen Zustand der Entspannung und Heilung sinken. Achten Sie darauf, wie sich das angenehme Gefühl, das sich spontan einstellt, vertieft. Betrachten Sie einmal die Möglichkeit einer Kommunikation zwischen den Genen und der Seele und einer daraus resultierenden Heilung mit »leidenschaftsloser Anteilnahme«. | 2. Highvon den eigenen Hormonen: Fortgesetzte Anstrengungen trotz Erschöpfung führen zur Ausschüttung von Stresshormonen, die das Bedürfnis nach einer ultradianen Ruhepause unterlaufen. Weil die Erschöpfung nicht wahrgenommen wird, kommt es zu einer vorübergehenden Leistungssteigerung, sodass weiterer Stress und das Bedürfnis nach künstlicher Stimulierung entstehen (Koffein, Nikotin, Alkohol, Kokain usw.). |
3. Seele-Körper-Heilung: In dieser Phase kommen zur Heilung und Neuordnung spontane Fantasien, Erinnerungen, gefühlsbetonte Komplexe, aktive Bildvorstellungen und numinose Seinszustände auf. | 3. Einsetzen funktionaler Störungen: Leistung, Gedächtnis und Lernfähigkeit werden in immer größerem Maße durch Fehler beeinträchtigt; seelische Störungen treten auf. Es kommt unter Umständen zu Depressionen und zu gesteigerter Reizbarkeit. Ihr Verhältnis zu sich selbst und zu anderen Menschen wird getrübt. |
4. Erholung und Erwachen: Ein natürliches Erwachen, das von einem Gefühl heiterer Gelassenheit, Klarheit und Erholung begleitet ist. Gleichzeitig weiß man jetzt, wie man seine Leistungsfähigkeit und sein Wohlbefinden in der Alltagswelt verbessern kann. | 4. Der Körper rebelliert: Klassische psychosomatische Symptome treten auf, sodass Sie schließlich gezwungenermaßen ausruhen müssen. Sie haben das quälende Gefühl, versagt zu haben, sind deprimiert und fühlen sich elend. |
Quelle: Rossi, Ernest, Nimmons, David. 20 Minuten Pause. Junfermann Verlag, S. 63
Test: Leidest Du unter dem ultradianen Stresssyndrom?
Ernest Rossi hat einen Test entwickelt, mit dem Du feststellen kannst, ob Du bereits an einem ultradianen Stresssyndrom leidest.
Leiden Sie unter dem ultradianen Stresssynddrom?
Durch Beantwortung der folgenden zehn Fragen können Sie herausfinden, ob Sie unter dem ultradianen Stresssyndrom leiden:
- Leiden Sie unter stressbedingten Gesundheitsproblemen, z. B. Rückenschmerzen, Spannungskopfschmerzen, Magenerkrankungen oder Verdauungsstörungen, Hautkrankheiten, Asthma oder hohem Blutdruck?
- Leiden Sie unter Anfällen von Depression und mangelndem Selbstvertrauen oder fühlen Sie sich tagsüber psychisch erschöpft?
- Vergessen Sie, wenn Sie übermüdet sind, häufig Namen oder bestimmte Wörter oder kommt es häufig vor, dass Sie dann nicht mehr wissen, wo Sie etwas hingelegt haben?
- Leiden Sie zu bestimmten Tageszeiten unter Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, Ungeduld, vorübergehender schlechter Laune, Nervosität oder sogar unter Weinkrämpfen?
- Leiden Sie unter einer Essstörung, die Sie nicht unter Kontrolle bringen können? Neigen Sie dazu, am späten Nachmittag oder frühen Abend zu viel zu essen, oder naschen Sie den ganzen Tag über Süßigkeiten?
- Sind Sie süchtig nach Alkohol, Zigaretten, Kaffee, Schokolade, Cola-Getränken oder anderen möglicherweise schädlichen Substanzen, mit denen Sie Ihre Stimmung verbessern oder sich beruhigen wollen?
- Leiden Sie unter nervösen Angewohnheiten, wie zum Beispiel Nägelkauen und nervösen Zuckungen, oder ziehen Sie sich häufig an den Haaren oder lutschen an den Fingern?
- Nehmen Sie Beziehungen zu anderen Menschen als stressig und konfliktträchtig wahr?Haben Sie häufig das Gefühl, dass Sie in Gesellschaft etwas nicht begreifen oder andere Menschen missverstehen?
- Sind Sie ein sogenannter Unglücksrabe? Stoßen Sie sich an allem? Werfen Sie Gegenstände um oder vergießen Sie Ihr Getränk? Machen Sie bei Arbeiten, die akribische Feinarbeit verlangen, nach ein, zwei Stunden viele Fehler, auch wenn Sie sich vorher gut konzentrieren konnten?
- Schlafen Sie in der Regel schlecht ein oder wachen Sie morgens auf und haben das Gefühl, nicht wirklich ausgeschlafen und erfrischt zu sein?
Wenn Sie eines dieser Symptome bei sich selbst erkennen, kann das mit den Auswirkungen des ultradianen Stresssyndroms zusammenhängen. Die Umwelt hat Sie so überfordert, das Sie das Signal für eine ultradiane Heilperiode überhört haben. Ohne es zu merken, haben Sie zugelassen, dass die lebenswichtigen Rhythmen der Kommunikation zwischen Körper und Seele asynchron geworden sind.
Quelle: Rossi, Ernest, Nimmons, David. 20 Minuten Pause. Junfermann Verlag, S. 44
Die Heilhypnose auf Basis der natürlichen Heilreaktion dient zur Vorbereitung auf die EMDR-Therapie (Eye Movement Desensitization and Reprocessing, deutsch: Desensibilisierung und Aufarbeitung durch Augenbewegungen), die ich als Nächstes beginnen werde. Die EMDR-Therapie wird zur Heilung von Traumata eingesetzt, aber auch zur Behandlung von chronischen Schmerzen und Krankheiten. EMDR wurde von Dr. Francine Shapiro entwickelt. Sie selbst sagt darüber:
Die eigentliche Ursache für unser Leiden liegt gewöhnlich darin, WIE unsere Erinnerungen an frühere Ereignisse im Gehirn abgespeichert worden sind […] und genau das können wir verändern.
Ich bin gespannt, was geschehen wird.
Ich werde hier aus meinem Tagebuch berichten, was ich in der ultradianen Heilreaktion erlebe, welche Erkenntnisse ich gewonnen habe, was mir bewusst geworden ist. Wenn man bedenkt, dass unser Verstand nur etwa 5% ausmacht und 95% Unterbewusstsein sind, dann kann man sich gut vorstellen, was da an Potenzial ist, dass nie ausgeschöpft wird.
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