Wenn der Butler im Klassiker Dinner for One fragt: The same procedure as last year, Miss Sophie?
und Miss Sophie antwortet: The same procedure as every year James
, dann gilt das nicht nur für den bedauernswerten James, sondern auch für jeden von uns, der sich zum Jahreswechsel einen guten Vorsatz für das neue Jahr vornimmt. Manche möchten mit dem Rauchen aufhören, andere mit dem Trinken, manche möchten mehr Sport machen, manche möchten abnehmen. Das alles sind lobenswerte Ziele. Ziele, die erreicht werden können oder auch nicht und wenn wir ehrlich sind, halten wir diese guten Vorsätze nicht lange durch, weil es Ziele sind, ohne uns den Wert dieser Ziele bewusst zu machen. Wie wäre es stattdessen, wenn Du Dir für das kommende Jahr vornimmst, Dein Leben mehr an Deinen Werten statt an Zielen auszurichten?
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Meine guten Vorsätze findest Du am Ende dieses Beitrages.
Wenn Du den Unterschied zwischen einem »zielorientierten Leben« und einem »wertgeleiteten Leben« noch nicht kennst, kann es hilfreich sein, sich diesen zunächst bewusst zu machen, bevor Du weiterliest.
Ich habe den Unterschied im folgenden Beitrag erklärt:
Einen Lebenszweck finden oder was ist Glück?
In dem von Thich Nhat Hanh gegründeten spirituellen Zentrum »Plum Village« gibt es 14 Leitlinien für das Zusammensein. Diese sollen uns helfen zu erkennen, was in uns und unserer unmittelbaren Umgebung vor sich geht und dabei helfen Entscheidungen darüber zu treffen, wie wir in der heutigen Zeit leben wollen. Ich habe für mich entschieden, diesen Leitlinien so gut es geht zu folgen.
Das schöne an diesen Leitlinien ist, dass es keine Ziele sind, sondern Werte.
Vielleicht möchtest Du Dir eine oder mehrere dieser Leitlinien als guten Vorsatz für das neue Jahr vornehmen? Und wenn Du Dir lieber ein für Dich wichtiges Ziel vornimmst, dann findest Du am Ende dieses Beitrages einen Plan, mit dem Dir das leichter gelingen kann. Zuvor möchte ich Dich aber bitten, die Leitlinien des Zusammenseins zu lesen. Wenn Du Dein(e) Ziel(e) an Deinen Werten ausrichtest, wird es Dir leichter fallen Dein(e) Ziel(e) zu erreichen.
Leitlinien des Zusammenseins
- Lass dich von keiner Lehre, Theorie oder Ideologie fesseln oder zu abgöttischer Verehrung hinreißen. Alle Denksysteme geben nur Richtungen an: sie sind nicht absolute Wahrheit.
- Geh nicht davon aus, das Wissen, das du gegenwärtig besitzt, sei unveränderliche, absolute Wahrheit. Vermeide Engstirnigkeit und bleibe nicht an momentanen Anschauungen kleben. Lerne und übe das Nichtanhaften an Anschauungen, damit du offen bist, die Ansichten anderer Menschen zuzulassen. Wahrheit findet sich im Leben und nicht bloß in begrifflichem Wissen. Sei bereit, dein ganzes Leben lang zu lernen und die Wirklichkeit in dir und der Welt immerzu wahrzunehmen.
- Dränge andere Menschen, einschließlich Kinder, unter keinen Umständen dazu, deine Ansichten zu übernehmen, ob du dich nun dabei auf Autorität, Drohungen, Geld, Propaganda oder auch die Erziehung stützt. Doch hilf anderen in einem Dialog voller Mitgefühl, Fanatismus und Engstirnigkeit aufzugeben.
- Geh der Berührung mit dem Leiden nicht aus dem Weg, verschließe nicht die Augen vor ihm. Vergiss nicht, dir bewusst zu machen, dass es im Leben der Welt Leiden gibt. Suche auf alle Fälle Wege, bei den Leidenden zu sein, auch durch persönliche Kontakte und Besuche oder über Bilder und Klänge. Weck dich und die anderen auf diese Weise auf, damit ihr die Realität des Leidens in der Welt seht.
- Sammle keinen Reichtum an, während Millionen hungern. Setz dir kein Lebensziel wie Ruhm, Profit, Reichtum oder Sinneslust. Leb einfach und teile Zeit, Energie und materielle Mittel mit den Notleidenden.
- Halte nicht an Wut oder Hass fest. Lerne sie zu durchschauen und umzuwandeln, solange sie bloß Samen in deinem Bewusstsein sind. Sobald Wut oder Hass aufsteigen, richtest du deine Aufmerksamkeit auf den Atem, um die Natur deiner Wut oder deines Hasses zu erkennen und zu verstehen, außerdem das Wesen der Menschen, die der Anlass deiner Wut, deines Hasses sind.
- Verlier dich nicht in Zerstreuungen oder deiner Umwelt. Übe achtsames Atmen, um zu dem zurückzukehren, was im gegenwärtigen Moment geschieht. Sei in Fühlung mit dem Wunderbaren, Erquickenden und Heilsamen, das in dir und um dich herum ist. Pflanze die Samen der Freude, des Friedens und Verstehens in dich ein, damit das Werk der Umwandlung in den Tiefen deines Bewusstseins leichter vonstatten geht.
- Sprich keine Worte aus, die Zwietracht säen und die Gemeinschaft zerbrechen lassen. Gib dir alle Mühe, jeden Konflikt, wie klein er auch sein mag, beizulegen und zu lösen.
- Sag nichts Unwahres um persönlicher Vorteile willen oder weil du die Leute beeindrucken willst. Sprich keine Worte aus, die zu Entzweiung und Hass führen. Verbreite keine Neuigkeiten, wenn du nicht sicher weißt, dass sie stimmen. Kritisiere und verdamme keine Dinge, die du nicht genau kennst. Sprich stets aufrichtig und konstruktiv. Sprich mutig über Ungerechtigkeiten, auch wenn das deine Sicherheit gefährdet.
- Benutze die religiöse Gemeinschaft nicht dazu, persönlichen Einfluss zu gewinnen oder Profit zu machen. Verwandle deine Gemeinschaft nicht in eine politische Partei. Eine religiöse Gemeinschaft sollte sich allerdings deutlich gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeit wenden und sich bemühen, die Lage zu ändern, ohne sich auf Parteienstreit einzulassen.
- Geh keinem Beruf nach, der die Menschen und die Natur schädigt. Gib dein Geld nicht Gesellschaften, die anderen die Lebensmöglichkeiten nehmen. Such dir einen Beruf, der dir bei der Verwirklichung deines Ideals des Mitleids hilft.
- Töte nicht. Lass nicht zu, dass andere töten. Suche nach allen möglichen Mitteln und Wegen, Leben zu schützen und Krieg zu verhindern.
- Besitz nichts, was eigentlich anderen gehört. Achte das Eigentum anderer, doch halte sie davon ab, sich zu bereichern und dabei das Leiden von Menschen oder anderen Wesen in Kauf zu nehmen.
- Geh nicht schlecht mit deinem Körper um. Lerne ihn mit Achtung zu behandeln. Sieh deinen Körper nicht bloß als Werkzeug. Erhalte deine Lebensenergien, um den Weg zu verwirklichen. Zur Sexualität sollte es ohne Liebe und Engagement nicht kommen. Sei dir in sexuellen Beziehungen bewusst, dass möglicherweise zukünftiges Leiden geschaffen wird. Respektiere die Rechte und das Engagement anderer Menschen, damit ihr Glück erhalten bleibt. Sei dir voll bewusst, welche Verantwortung es ist, neues Leben in die Welt zu setzen. Meditiere über die Welt, in die du neue Wesen bringen möchtest.
Du kannst diese Leitlinien jeden Tag leben und dadurch dazu beitragen, mehr Mitgefühl in diese Welt zu bringen.
Ich kann mir keinen wertvolleren Vorsatz für das neue Jahr vorstellen und es wird Dir garantiert gelingen, einiges davon umzusetzen.
Sieh die Leitlinien bitte nicht zu streng, versuche Dich daran zu orientieren. Vielleicht nimmst Du Dir auch erst mal nur eine oder zwei davon als guten Vorsatz für das neue Jahr vor, von denen Du denkst, das gefällt mir, das möchte ich versuchen
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An manchen Tagen wird es Dir gelingen und an manchen nicht, aber das ist nicht schlimm, denn Du hast 365 Tage, an denen Du es immer wieder tun kannst und irgendwann, wird daraus eine Selbstverständlichkeit und Du wirst Dinge erleben, die Du Dir nie zu erträumen gewagt hättest. Momente des Mitgefühls, des Selbstmitgefühl, die von ganz allein auftauchen. Ein Moment, wo Du plötzlich das Bedürfnis hast, jemanden etwas gutes zu tun, selbst wenn Du diese Person gar nicht kennst, vielleicht einer alten Frau über die Straße zu helfen, dem Postboten für seine Arbeit zu danken.
Du wirst für Dinge dankbar sein und ihren Wert erkennen, die Du bisher für selbstverständlich gehalten hast und Dir wird bewusst werden, dass nichts selbstverständlich ist.
Ich wünsche Dir viel Erfolg beim Umsetzen dieser Werte, und wenn Du die Ambition haben solltest, doch ein für Dich wichtiges Ziel zu erreichen, dann mache Dir zunächst bewusst, welche Werte Du mit diesem Ziel verbindest, dann wird es Dir leichter fallen, dieses Ziel zu erreichen. Dabei kann Dir der Bereitschafts- und Aktionsplan hilfreich sein und die Anleitung, wie man sich ein SMART-Ziel setzt.
Sich ein SMART-Ziel setzen
SMART bedeutet:
S = spezifisch: Setzen Sie sich kein vages, verschwommenes oder schlecht umgrenztes Ziel wie »Ich werde liebevoller sein«. Formulieren Sie stattdessen spezifisch: »Wenn ich von der Arbeit nach Hause komme, werde ich meinen Partner/meine Partnerin lange und fest umarmen.« Präzisieren Sie also, was Sie tun werden.
M = maßgeblich: Das Ziel muss mit maßgeblichen Werten übereinstimmen. Wenn es wirklich durch Ihre Werte geleitet ist, und nicht einer starren Regel folgt, oder dem Bedürfnis, es anderen recht zu machen, oder der Neigung, einen Schmerz auszuweichen, dann wird es Sinn machen.
A = anwendbar: Wird die Anwendung dieses Ziels Ihr Leben wahrscheinlich in irgendeiner Weise verbessern?
R = realistisch: Vergewissern Sie sich, dass das Ziel angesichts der Ihnen verfügbaren Ressourcen realistisch ist. Zu den nötigen Ressourcen können gehören: Zeit, Geld, körperliche Gesundheit, Unterstützung durch andere, Wissen und Fertigkeiten. Falls bestimmte Ressourcen nötig, aber nicht verfügbar sind, müssen Sie Ihr Ziel so ändern, dass es realistisch wird. Das neue Ziel könnte zum Beispiel darin bestehen, sich die fehlenden Ressourcen zu beschaffen: das nötige Geld ansparen, die erforderlichen Fertigkeiten erlernen, ein soziales Netzwerk aufbauen, die Gesundheit verbessern und so weiter.
T = terminiert: Setzen Sie eine klare Terminvorgabe für das Ziel. Legen Sie so genau wie möglich Tag, Datum und Zeit fest, an dem Sie die geplanten Handlungen ausführen werden.
Quelle: Russ Harris, »Wer dem Glück hinterherrennt, läuft daran vorbei« »Ziele setzen«
Ich habe mit Hilfe dieses Planes zwei Benzodiazepinentzüge geschafft.
Meine guten Vorsätze für das neue Jahr 2024
- Weiterhin an so vielen Online-ABCs teilnehmen, wie möglich.
- Am ABC vor Ort in Präsenz teilnehmen.
- Achtsam, beharrlich und selbstmitfühlend die Psychopharmaka zu reduzieren
- Mein Papa ist am 21.10.2024 an Leukämie verstorben. Ich glaube, dass ich die Zeit, die ich bis zu seinem Tod hatte best möglich genutzt habe, ich habe ihn, wann immer es möglich war, umarmt, mit ihm geredet und meine Liebe und Dankbarkeit ihm gegenüber gezeigt, für all das, was er mir ermöglicht hat. Es ist schwer ohne ihn! Mein Ziel für das kommende Jahr ist, ihn in seiner neuen Form zu sehen, denn er ist nicht tot, er lebt in einer anderen Form weiter.
A Cloud never Dies, ich habe das auf der rationalen Ebene verstanden. Im Buddhismus unterscheidet man zwischen der relativen und absoluten Wahrheit. Die relative Wahrheit ist, das alle Lebewesen geboren werden, leben und sterben. Die absolute Wahrheit ist, das es weder Geburt noch Tod gibt sondern nur Transformation. Eines der thermodynamischen Gesetze, denen dieses Universum folgt, in dem wir alle leben, besagt, das Energie und Materie nicht aus dem Nichts entstehen kann und sich nicht auflösen kann, es gibt nur ständige Transformation. Alles in diesem Universum besteht aus Energie und Materie, auch wir Menschen und wenn wir sterben, dann verlassen wir nur unsere sterbliche Hülle, unseren Körper und unsere Energie wird frei und kann überall hineinfließen.
Auf der Gefühlsebene, in meinem Bewusstsein war dies bisher nicht angekommen, da ich meinen Papa nicht in einer anderen Form sehen konnte. Das hat sich nun geändert und mein Ziel ist es für das kommende Jahr, an meinem sicheren Ort, den es in der Realität gibt ein wenig Asche unter einem Baum zu vergraben. Der Baum nimmt die Nährstoffe aus der Asche über sein Wurzelnetzwerk auf und mein Papa wird Teil dieses Baumes. Wenn ich ihn sehen will, brauche ich nur diesen Baum anzusehen, wenn ich ihn berühren will, brauche ich nur diesen Baum zu berühren und wenn ich ihn umarmen will, brauche ich nur diesen Baum umarmen.
Leider fühlt sich mein Baum, wenn ich ihn berühre oder umarme immer kalt und tot an, obwohl ich das schon so oft getan habe. Ich habe gerade mal 2g Asche bekommen, ich trage etwas davon in einem Urnenanhänger aus Palisanderholz, das sich sehr warm und glatt anfühlt.
Ich schreibe meinem Papa Briefe, eine Idee meiner Trauerbegleiterin. Ich habe vor einer Woche drei Amaryllis-Blumenzwiebeln eingetopft. Das machen wir seit Jahren zu Weihnachten und bisher war das die Aufgabe meines Papas, ich habe das noch nie gemacht. Ich habe ihm geschrieben, das ich mich über ein Zeichen von ihm freuen würde, ihn in einer anderen Form zu sehen, die sich lebendiger anfühlt, als ein Baum und das er dies zeigen kann, in dem eine der drei Amaryllis-Blumenzwiebeln zum Leben erwacht und vor 3 Tagen ist das erste Blatt aus einer der Pflanzen erschienen und inzwischen sind alle drei Pflanzen zum Leben erwacht. Jetzt wünsche ich mir, das mein Papa sie zum blühen bringt. Bisher war es so, das jede Amaryllis vier Blüten hatte und 8 Wochen geblüht hat, es kamen immer wieder 4 neue Blüten nach, wenn die ersten abgeblüht waren. Am 30.01.25 wäre mein Papa 85 Jahre alt geworden. Ich habe ihm heute erneut geschrieben und gebeten, das er bis dahin die Amaryllispflanzen zum erblühen bringen soll. Eine Blumenblüte oder ein Blatt zu berühren fühlt sich für mich lebendig an.
- Auf meinen Körper hören und auf meine Energie achten.
Das sind 5 Vorsätze für das neue Jahr. Ich weiß, ich werde nicht alle immer einhalten, aber das ist in Ordnung, in dem Zustand, in dem ich mich befinde. Diese Ziele sind wertorientiert und keines muss erreicht werden, wenn ich hier und da etwas weiter komme reicht das schon, die Medikamente zu reduzieren ist der Schlüssel, um alles andere zu ermöglichen. Dafür braucht es viel viel viel Zeit. Nachdem ich es im letzten Jahr geschafft habe das SSRI-Antidepressiva von 60 auf 20 mg zu reduzieren, was ein großer Erfolg ist, wird dieses Jahr das Pregabalin dran sein, denn ich möchte wieder klar denken können, mich erinnern können und nicht wie eine hohle Nuss im Sessel sitzen. Mein Kurzzeitgedächtnis hat sich verabschiedet, meine Konzentration ist mies und meine Aufmerksamkeitsspanne noch viel mieser! Es behindert mich stark im Alltag, außerdem sehe ich nur verschwommen. Alles Nebenwirkungen von Pregabalin.
Ich wünsche Dir viel Erfolg für Deine guten Vorsätze für das neue Jahr. Mögen sie wertgeleitet sein, mögest Du dabei achtsam sein, beharrlich sein und selbstmitfühlend sein.
Aloha*